Potenziale beim Strahlen nutzen
Wie Strahlmittel und Strahlprozessführung Qualität und Kosten beeinflussen
MARKO SCHMIDT
Der Strahlprozess ist ein komplexer mechanischer Prozess, bei dem das eingesetzte Strahlmittel mit hoher Geschwindigkeit auf die zu bearbeitende Oberfläche des Werkstücks trifft. Ein Strahlvorgang wird von vielen Parametern beeinflusst und ist durch falsch eingestellte oder sich schleichend verändernde Kenngrößen anfällig für ungewollte oder nicht ausreichende Strahlwirkungen. Eine für den Moment perfekt eingestellte Strahlanlage kann wenige Wochen später nicht optimale Ergebnisse produzieren.
Aus der Erfahrung von Sascha Berger, Vertriebsleiter der Ervin Germany GmbH, bieten acht von zehn Strahlprozessen Potenziale für Verbesserungen. „Wenn der Windsichter nicht intakt ist, der Lufthaushalt im Strahlprozess nicht korrekt funktioniert, sich das Strahlbild verstellt oder ein nicht optimales Strahlmittel verwendet wird, hat das unmittelbar Einfluss auf die Qualität und die Kosten“, fasst Berger die häufigsten Fehlerquellen zusammen. Der Windsichter erstellt in der Strahlanlage das sogenannte Strahlmittelbetriebsgemisch. Je nach Einstellung des Windhaushalts kann sich ein zu feines, ein zu grobes oder ideales Gemisch ergeben. Das Betriebsgemisch beeinflusst unmittelbar die beim Strahlprozess entstehenden Kosten und die erzeugte Oberflächenqualität. „Mit dem ,Ervin Spot-Check-Kit‘ haben wir für Anwender ein einfaches Werkzeug entwickelt, um das Strahlmittelbetriebsgemisch schnell und unkompliziert zu kontrollieren“, so Berger. Sind die Luftverhältnisse in der Strahlanlage nicht optimal, wird gutes Strahlmittel abgesaugt oder es verbleibt zu viel Feinkorn und Staub im Prozess. Das Betriebsgemisch kippt und das Oberflächenrauhigkeitsprofil wird negativ beeinflusst. Hinzu kommt, dass es zu einer zu hohen Staubbelegung auf den Werkstücken kommen kann, sofern die Luftverhältnisse unstimmig sind. „Der Anteil von Reststaub auf der gestrahlten Oberfläche beeinflusst die Haftfestigkeit der Beschichtung und Reinigungsbäder werden bei hohen Staubanhaftungen verunreinigt“, erklärt Berger und empfiehlt den Staubtest gemäß ISO 8502-3.
Einfluss des Strahlmittels
Bei Strahlanlagen im Dauereinsatz ist mindestens einmal pro Jahr eine Strahlbildkontrolle ratsam. Ein nicht optimal eingestelltes Strahlbild führt zu Mehrkosten in der Instandsetzung und zu nicht einwandfrei gestrahlten Bauteilen. „Für den Erfolg ist nicht zuletzt die richtige Auswahl des Strahlmittels entscheidend“, sagt Berger. Um die Auswirkungen verschiedener Strahlmittel auf die Qualität der Beschichtung festzustellen, hat Ervin eine Untersuchung im hauseigenen Teststrahlzentrum gemeinsam mit einem führenden Lackhersteller durchgeführt. Es wurde ermittelt, dass die Wahl des Strahlmittels erheblichen Einfluss auf die Qualität einer Beschichtung hat. Feine mittelharte Grit-Strahlmittel erzielten erhebliche Verbesserungen gegenüber herkömmlichem Rundkorn. Selbst bei einer nur anteiligen Beimischung der schleuderradtauglichen Grit-Strahlmittel zum Rundkorn zeigten sich besser mit Lack benetzte Kanten, geringere Unterwanderung am Ritz nach 1000 h Sprühnebeltest und drei Mal so hohe Werte im Stempelabriss. Weitere Verbesserungen können in Freistrahlhallen beim Umstellen von Korund auf das Edelstahl-Grit „Amagrit“ erreicht werden. „Im Vergleich zu Korund (weiß und braun), Garnet und Glasperlen erzeugt das kantige Edelstahlstrahlmittel ,Amagrit‘ so gut wie keinen Staub (Verbrauchsverhältnis zwischen 30 bis 50 zu 1). Das sorgt für geringere Entsorgungskosten, eine erhebliche Verbrauchseinsparung und fast staubfreie Arbeitsbedingungen für die Mitarbeiter“, resümiert Berger die Situation.